Seit 1981 kann die Bartók-Villa als dem Komponisten, Pianisten und Sammler gewidmetes Gedenkhaus, als Museum mit den original eingerichteten Wohnzimmern, einem Museum im Dachgeschoss, das u.a. von der Sammelleidenschaft Bartóks Zeugnis ablegt (er sammelte nämlich einfach alles, nicht nur Volkslieder im Karpatenbecken, sondern auch Instrumente, die gegenständliche Kultur, die zum Alltag der Bauern gehörte und sogar Käfer) und einem ’Konzertsälchen’ im ersten Stock besichtigt werden.

In diesen ’vier Wänden’ wird Béla Bartók lebendig. Beim Betreten seines Arbeitszimmers mit dem restaurierten Klavier, dem Schreibtisch, Lederfauteuil und den Stühlen hat man den Eindruck, dass Béla Bartók gleich eintreten wird. Der ältere Sohn, Béla Bartók jr., hatte verfügt, dass der gegenständliche Nachlass seines Vaters an einem, nämlich diesem Ort aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle.

Seit dem 1. März dieses Jahres  wehen frische Winde in der Villa. János Szirányi (1944-), Pianist, Musiklehrer, Intendant, der das Haus zwölf Jahre lang geleitet hat, trat zurück und schlug als Nachfolger einen Jüngeren vor:Csaba Király(1965-) sagte ja. Pianist und Organist, Liszt-Preisträger zähltKirály ZoltánKocsis und Sándor Falvai (Klavier) sowie Ferenc Gergely (Orgel) zu seinen Meistern; er lehrte an der Budapester Musikhochschule und war Gastprofessor in Japan, war Direktor des Musikinstitutes der Universität Pécs (2004-2007), leitete die Liszt-Gesellschaft Pécs und steht seit 2005 der Ungarischen Liszt-Gesellschaft in verschiedenen Funktionen vor. Außer allen Orgelwerken von Liszt und Bach spielte er vor großem Publikum Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, seit2001 inhundert Konzerten  an der Musikakademie alle Klavierstücke Liszts . Im Bartók Haus spielte er Bartóks Werke für Klavier. Und nun hat er auch Zeit und Kraft für die Leitung des Bartók Hauses, denn sein Enthusiasmus und seine Energie sollen grenzenlos sein.

Csaba Király (Foto: Zoltán Valcsó)Csaba Király stellte sich den versammelten Journalisten nicht nur als Künstler, sondern auch Informatiker, Manager und Geschäftsmann vor. Jede Neuigkeit, jede Veränderung stellt er eigenhändig ins Netz. Sein Ziel ist, die Konzerte nicht nur in Zusammenarbeit mit dem Musikkanal Bartók Rádió des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu übertragen, mitschneiden zu lassen, sondern sie einfach ins Netz zu stellen, damit sie jeden erreichen, der nicht in den kleinen Musiksaal in der Budaer Villa kommen kann. Dass dann niemand mehr in die Konzerte kommen könnte, davor hat er keine Angst. Das Internet ist zwar Konkurrenz, die Musik ohne qualitative Einbußen kann man aber nur live erleben, genießen.

Csaba Királys besondere Zielgruppe ist die Jugend. Im Lande Bartóks und Kodálys kommt die Musikerziehung in der Schule zu kurz, was früher ganz anders war.  Mit thematischen Reihen, Quiz und Wettbewerben wird er sich an die Schulleiter wenden. Ein Beispiel: um die Quiz-Fragen beantworten zu können, müssen die Schüler ins Bartók Museum kommen. Musikschüler und -studenten sollen an Meisterkursen teilnehmen können, jungen Künstlern wird das Bartók Haus als Podium angeboten. Künstlerfamilien sollen eingeladen werden, um über sich zu erzählen und zu musizieren (das Pianisten-Ehepaar Dezső Ránki-Edit Klukon haben schon zugesagt). Rund um Jahrestage sollen Programme gruppiert werden: 2015 wird das Béla Bartók-Gedenkjahr sein, Bartóks 70. Todestag.

Die Pläne und Träume des neuen Leiters des Bartók Gedenkhauses könnten beliebig weiter aufgezählt werden.Csaba Királyhat sogar Zeit, selbst aufzutreten: am 24. Mai setzt er sich an die Orgel in der Matthiaskirche im Budaer Burgviertel und wird vom Kammerorchester der Ungarischen Virtuosen begleitet, am 25. Mai spielt er in der Sankt-Ladislaus-Kirche im Budapester Stadtteil Kőbánya.

Um auf den Titel zurückzukommen: der Geheimtipp. Das bezieht sich konkret auf die Villa in der Csalán utca 29, denn ausgeschildert ist der Weg dorthin nicht. Neben dem Gartentor besagt eine bescheidene Tafel, dass man am Ziel angekommen ist. Ein Wegweiser von der Endstation des Linienbusses 5 am Pasaréti tér wäre sehr nützlich, dann fiele einem der zehnminütige Spaziergang bis zum Bartók Haus wesentlich leichter.