Der Zwiebelturm der spätbarocken Kirche beherrscht das Panorama. 1785 wurde das Gotteshaus geweiht, seine Schutzheiligen sind Petrus und Paulus. Auf dem Kirchplatz, in eine grüne Parkanlage gebettet steht die Statue Aba Sámuels, dem Abasár seinen Namen verdankt. Sámuel, aus dem Geschlecht der Abas, dessen Vater Csaba die Schwester König Stephan I. ehelichte, regierte 1041-1044.
In dieser Region soll sich auch das Siedlungsgebiet der Kabaren befunden haben und die Abas sind Kabaren. Die Ländereien soll er aber auch von König Stephan erhalten haben. Dieser Abstecher in die ungarische Frühgeschichte drängt sich auf, weil im Ortskern von Abasár interessante archäologische Entdeckungen gemacht wurden.
2006 sollte die Feuerwehr ein neues Zeughaus erhalten. Bei den Erdarbeiten stieß man auf Mauern, eine Rotunde, wo die letzte Ruhestätte des Königs vermutet wird. Und der zweite Teil des Gemeindenamens, sár, bedeutet soviel wie Schlamm. Der Hausberg der Gemeinde ist besagter Sárhegy,470 mhoch, auf dessen südöstlichen Hängen die berühmten Weinberge von Abasár liegen.
Doch bevor es um Wein geht, seien auch die Ausgrabungen unterhalb des Sárhegy erwähnt: in luftiger Höhe wird gerade der Friedhof des gemeinen Volkes freigelegt. Bislang wurden 30 über 1000 Jahre alte Skelette, ebenfalls aus der Árpadenzeit, entdeckt. Im Burgmuseum von Eger sollen sie untersucht, klassifiert und konserviert werden.
Doch nun zum Wein! Abasár und auch die anderen Weinberge in der Mátra sind die Heimat trockener und gleichzeitig süffiger, aber auch hochprozentiger Weißweine 10, 12 und sogar 14 Grade haben es in sich. Der bekannteste ist bestimmt der Welschriesling aus Abasár, gefolgt von der Mädchentraube, dem Traminer, Irsai Olivér und auch Chardonney. Auf den Andesith-Tuffböden vulkanischen Ursprungs gedeihen neuerdings auch Rotweine; und die Abasárer schwören auch auf ihren Blaufränkischen und den Zweigelt. Tja, ich bleibe den Weißweinen aus Abasár treu… Anders als in den meisten Weinregionen befinden sich die Weinkeller im Dorf.
Mitten im Wohngebiet gibt es Kellerzeilen, bzw. direkt an die Häuser angebaut. Den Untergrund von Abasár könnte man sich wie einen reifen Schweizer Käse vorstellen, durch den es auch noch ein Labyrinth von Fluchtwegen zwischen Kirche, Rotunde und den Weinbergen geben soll. Verbrieft ist es nicht, im Kirchenarchiv gibt es (bislang) keine Hinweise darauf, trotzdem ranken sich um diese Unterwelt und ihren König Aba Sámuel, den dritten gewählten König Ungarns, Legenden, die nur noch bewiesen werden müssen. Leider kostet das viel Geld.
Wozu diese trockenen, fast schweren Weißweine am besten passen? Die Bürgermeisterin von Abasár Anikó Lénart-Benei erweist sich nicht nur als profunde Heimatkundlerin, sondern auch in der Küche der Region zuhause. Da wären z.B. die im Kessel auf offenem Feuer vor dem Weinkeller zubereiteten Krautwickel, das ebenfalls im Kessel gekoche Keller-Pörkölt oder der als Magenschluss geeignete Strudel aus hauchdünn gezupft-gedehntem Strudelteig gefüllt mit Topfen, pardon Quark, Karotten oder Kürbis-Mohn. Berühmt, d.h. lecker ist auch der Topfenkuchen mit Dill gewürzt auf einem hauchdünnen Blätterteig. Guten Appetit!

Abasár lädt zu zahlreichen Programmen im Laufe des Kalenderjahres ein (am nächsten Wochenende, dem 17.-18. Mai findet das 20. Internationale Soldaten- und Weinliederfestival statt; Unterkunft bieten der Zimmernachweis von „Ferien auf dem Bauernhof”, Hotels in den Luftkurorten der Mátra und in Gyöngyös) und pflegt die Beziehungen zu den beiden Partnergemeinden Seefeld-Kadolz in Niederösterreich und Kászon (Casin) in Rumänien (regelmäßiger Austausch von Kinderferiencamps).
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass durch Abasár ein thematischer Wanderweg führt. Dieser kreuzt den Marien-Wallfahrtsweg. Die übersichtlichen, informativen Tafeln entlang der Route sind dreisprachig, Ungarisch, Englisch und, was immer seltener wird, auch Deutsch!!!
(Fotos: die Autorin)

